Das Fachwort für die Abwertung von Menschen mit Behinderung heißt Ableismus. Tatsächlich fängt das Problem bereits beim Begriff an: Menschen mit Behinderung werden häufig über sprachliche Ausdrücke als Problem beschrieben. Dabei ist die Gesellschaft um sie herum das Problem, weil sie beispielsweise Barrieren baut, die Wege versperren oder Texte schreibt, die viele Menschen nicht verstehen oder nicht lesen können.
Neben solchen Formen der Diskriminierung gab es in der Geschichte auch immer wieder Versuche, Menschen mit Behinderung davon abzuhalten, Kinder zu bekommen oder sogar zu töten. Beispielsweise wurden im Nationalsozialismus viele Menschen mit Behinderung ermordet. Auch in der frühen Bundesrepublik kam es in Heimen für Menschen mit Behinderung häufig zu Verletzungen von Menschenrechten.
In Hessen wurden über 10.000 Menschen in der Tötungsanstalt Hadamar hingerichtet. Heute erinnert eine Gedenkstätte an die Taten während der NS-Diktatur: www.gedenkstaette-hadamar.de
Aus unserer Region kommt die Macherin des Blogs „Lydia’s Welt“. Auf der Webseite berichtet die Bloggerin über ihren Alltag als blinde Frau. https://lydiaswelt.com/
So vielfältig alle Menschen mit ihren individuellen Identitätsmerkmalen und Orientierungen sind, eines ist allen gemeinsam: Wer nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen von Frau und Mann entspricht, macht die Erfahrung ausgegrenzt und abgewertet zu werden.
Der gesellschaftlichen Vorstellung nach sind alle Menschen entweder weiblich oder männlich und entsprechen genau dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeordnet wurde. Daher werden intersexuelle Menschen und Transmenschen abgewertet. Sie erfahren auch Gewalt im Gesundheitswesen, weil sie zu einer klaren Zuordnung zu einem der beiden Geschlechter gezwungen werden.
Eine andere gesellschaftliche Norm ist die Heterosexualität, also die Annahme, dass sich nur Frauen und Männer romantisch und erotisch angezogen fühlen dürfen. Gleichgeschlechtliches Begehren, also die Homosexualität, wird oft abgewertet. Jugendliche, deren sexuelle Orientierung nicht der heterosexuellen Norm entspricht leiden öfter an seelischen Erkrankungen und begehen häufiger Selbstmord.
Im folgenden Video berichten junge Menschen über ihre Diskriminierungserfahrungen:
Sowohl die Abwertung von intergeschlechtlichen Menschen, als auch Trans- und Homophobie gibt es in allen Lebensbereichen. Dazu gehört der Arbeits- und Wohnungsmarkt, aber auch Beschimpfungen und Gewalt auf der Straße und in der Familie. Der Kampf gegen die geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung ist ein zentrales Thema der neurechten Bewegung. Dabei werden alle Menschen abgewertet, die nicht der Norm entsprechen und es wird sich gegen Maßnahmen gestellt, die die vielfältigen Lebensformen in unserer Gesellschaft sichtbar machen wollen. Mehr dazu findet sich in diesem Artikel: https://www.regenbogenportal.de/informationen/anti-genderismus-gender-unter-ideologieverdacht
Für Jugendliche bis 27 Jahren gibt es in Frankfurt den Jugendtreff KUSS 41, ein queeres Zentrum und Beratungsstelle für Jugendliche mit allen Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen: http://www.kuss41.de
In unserer Gesellschaft besteht eine Vorstellung darüber, wie Frauen* oder Männer* zu sein haben. Ein typisches Rollenbild für Frauen* ist beispielsweise die Zuschreibung von emotionaler Sensibilität und einer besonderen Eignung für Pflegeberufe oder die Kindererziehung. Ein typisches männliches Rollenbild geht von einer körperlichen Stärke und der besonderen Eignung für handwerkliche Berufe aus.
Diese Zuschreibungen sind problematisch und schränken die individuelle Entfaltungsfreiheit von Menschen ein. Sie bestehen aufgrund jahrhundertealter Vorstellungen, wonach Männer* den Frauen* übergeordnet und als wertvoller angesehen werden. Die Abwertung von Frauen* und damit einhergehende Zuschreibung von angeblich weiblichen Eigenschaften wird als Sexismus bezeichnet. Sexistische Diskriminierungen gibt es in allen Lebensbereichen, wie beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt, wo Frauen* bei gleicher Qualifizierung seltener in Führungspositionen zu finden sind und weniger verdienen. So waren laut dem Statistischen Bundesamt 2020 unter 30% der Führungskräfte weiblich. Im Alltag sind Frauen* überdurchschnittlich oft von häuslicher Gewalt und sexualisierten Übergriffen betroffen. Nach dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben erfährt in Deutschland mindestens jede dritte Frau* im Laufe ihres Lebens Gewalt.
Die feministische Redakteurin Maria beschäftigt sich mit diesen Themen in ihrem YouTube-Kanal „Auf Klo“. Im folgenden Video geht sie auf das Thema Zweigeschlechtlichkeit ein. Auch die gesellschaftliche Annahme von einer klaren Zuordnung jedes Menschen als entweder weiblich oder männlich ist problematisch und schränkt die Freiheit von denjenigen Personen ein, die sich darin nicht wiederfinden:
Infobox: Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung
Die Geschlechtsidentität ist eine individuelle Angelegenheit und muss nicht bei jedem Menschen „weiblich“ oder „männlich“ sein. Es gibt Menschen, die sich mit keinem der beiden Geschlechter identifizieren und ihr Geschlecht als nicht binär oder genderqueer bezeichnen. Andere Menschen fühlen sich dem Geschlecht, dass ihnen nach der Geburt zugewiesen wurde nicht wohl und outen sich als transgeschlechtlich. So fühlt sich eine Transfrau als Frau*, obwohl ihr das männliche Geschlecht zugewiesen wurde.
Manche Menschen werden mit nicht eindeutig weiblichen oder männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren und als intergeschlechtliche Menschen bezeichnet. Im folgenden Video berichten Audrey und Luca von ihren Erfahrungen als intergeschlechtliche Menschen:
Die Geschlechtsidentität hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun, die bei jedem Menschen wiederum eine individuelle Angelegenheit ist. Da gibt es unter andrem: Hetero-, Homo-, Bi- und Asexuell. Weitere Infos dazu finden sich hier: https://genderdings.de/sexualitaet-und-liebe/sexuelle-vielfalt
Sinti*zze und Rom*nja werden seit Jahrhunderten wegen des gesellschaftlichen Antiziganismus ausgegrenzt und verfolgt. Über Jahrhunderte durften Sinti*zze und Rom*nja nicht in Städten bleiben und wurden immer wieder vertrieben. Manche versuchten, unerkannt zu bleiben, um der Verfolgung und Vertreibung zu entgehen. Die Folge des Antiziganismus war, dass ein großer Teil der Sinti*zze und Rom*nja über Jahrhunderte vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren.
Die Entstehung von Antiziganismus hat nichts mit Sinti*zze und Rom*nja und ihrem Handeln zu tun. Antiziganismus entsteht in der Mehrheitsgesellschaft und in den Köpfen der Diskriminierenden.
Die Geschichte der Verfolgung der Sinti*zze und Rom*nja beleuchtet eine Online-Ausstellung vom Verband deutscher Sinti und Roma.
Auch im Nationalsozialismus wurden Sinti*zze und Rom*nja rassistisch verfolgt und vernichtet. Es gibt keine Familie der deutschen Sinti-und Romani-Gruppen, die nicht vom Völkermord betroffen war und Angehörige verloren hat.
Auf den Seiten des hessischen Landesverbands der deutschen Sinti und Roma berichten Zeitzeug*innen in Videos über ihre Geschichte: Zeitzeugenberichte
Antiziganismus hat somit nichts mit dem Verhalten von Sinti*zze und Rom*nja zu tun, aber er hat dramatische Auswirkungen auf das Leben dieser Menschen. Laut einer Studie von 2011 aus Baden-Württemberg haben über 81 % der Sinti*zze und Rom*nja in ihrem Leben persönliche Diskriminierungserfahrungen gemacht. Die Allgegenwärtigkeit der Diskriminierung führt dazu, dass viele Sinti*zze und Rom*nja diesen Aspekt ihrer Identität verschweigen. In einem Film des hessischen Landesverbands der deutschen Sinti und Roma berichten Angehörige der Minderheit über ihre Rassismuserfahrungen. Vor allem im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt erleben sie Diskriminierung:
1982: Ein Brandanschlag in Darmstadt und seine Folgen
Im Januar 1982 wird ein Brandanschlag auf ein Haus verübt, indem zu diesem Zeitpunkt zwei Roma-Familien leben.
Der Anschlag wurde nie aufgeklärt. Die Reaktion der Stadt: Die Familien mussten umziehen, wurden in ein Gewerbegebiet außerhalb Darmstadts abgeschoben.
Kein Einzelfall: Antiziganismus führte in der Geschichte der Bundesrepublik immer wieder dazu, dass Sinti und Roma aus den Städten heraus gedrängt wurden.
Bei der Erstellung des Moduls zu Antiziganismus unterstütze uns der Verband deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen.
Antisemitismus – also die Feindschaft gegenüber jüdischen Menschen – ist auch heute noch allgegenwärtig in unserer Gesellschaft.
Auf der Straße:
werden Menschen jüdischen Glaubens abgewertet oder gar angegriffen. Immer wieder kommt es auch zur Schändung von jüdischen Friedhöfen, Attacken auf Synagogen oder auf jüdische Restaurants und Geschäfte. Besonders dort, wo Bezüge zum Judentum sichtbar werden, beispielsweise durch Symbole, treten Angriffe auf. Viele jüdische Menschen in Deutschland haben deshalb Angst, offen Bekenntnisse zu ihrem Glauben zu zeigen.
Die Recherche- & Informationsstelle Antisemitismus dokumentiert antisemitische Vorfälle in Deutschland. Hier können auch Vorfälle gemeldet werden, die man selbst beobachtet hat.
Jüdische Sportvereine sind in Deutschland immer wieder mit Antisemitismus konfrontiert. Eine Broschüre aus Frankfurt informiert:
wird Antisemitismus ganz unverhohlen, aber auch versteckt, geäußert. In Form von Hasskommentaren, angeblichen „Witzen“, antisemitischen Rechtsrock-Songs auf YouTube und Co., oder durch die Verbreitung von strafbaren Inhalten, in denen der Holocaust geleugnet wird.
In Klischees und Narrativen:
Wenn in deutschen Medien über jüdisches Leben berichtet wird, werden dabei häufig Klischees transportiert, die wenig mit der Realität zu tun haben. Gezeigt werden stereotype Bilder, die jüdisches Leben exotisieren und keineswegs die Diversität jüdischen Lebens in Deutschland widerspiegeln.
In Verschwörungserzählungen:
So gut wie alle Verschwörungserzählungen haben zumindest antisemitische Anteile, da sie in ihrer Struktur aufgebaut sind wie antisemitische Erzählungen. Begriffe wie „geheime Eliten“, „Geheimpläne“, „Globalisten“, „Amerikanische Ostküste“ und Co. sind häufig antisemitische Chiffren.
Das interaktive Online-Projekt „Wiebkes wirre Welt“ klärt über Verschwörungserzählungen auf.
Sekundärer Antisemitismus:
so bezeichnet man die perfide Instrumentalisierung des Holocausts gegen jüdische Menschen. In solchen Narrativen wird zum Beispiel behauptet, dass jüdische Menschen den Holocaust ausnutzen würden, um sich selbst Vorteile zu verschaffen.
Israelbezogener Antisemitismus:
tritt dann in Erscheinung, wenn Menschen vorgeben den Staat Israel zu „kritisieren“, tatsächlich aber jüdische Menschen abwerten. Bei der Unterscheidung zwischen legitimer Kritik und Antisemitismus können folgende Fragen helfen:
Wird dem Staat Israel das Existenz- und/oder Selbstbestimmungsrecht abgesprochen?
Wird der Staat Israel in einer Aussage mit dem Nationalsozialismus verglichen oder gar gleichgesetzt?
Werden an den Staat Israel andere Maßstäbe angesetzt als an andere Staaten?
Werden durch eine Aussage alle jüdischen Menschen für das Handeln der israelischen Regierung verantwortlich gemacht?
Werden in einer Aussage antisemitische Bilder, Floskeln oder Stereotype genannt?
Wir haben mit dem jüdischen Publizisten Ruben Gerczikow über aktuellen Antisemitismus in Deutschland gesprochen.
Dieses Zitat aus dem Song „Es kamen Menschen an“ vom Cem Karaca, veröffentlicht 1984, zeigt: Rassismus gegen muslimische Menschen manifestiert sich in der Bundesrepublik Deutschland spätestens mit Ankunft der Gastarbeiter*innen aus der Türkei. Auch der Rapper Eko Fresh widmete einem seiner Songs der Generation der Gastarbeiter*innen. Auf Youtube könnt ihr in die Songs reinhören.
Während der rassistische Vorwurf gegenüber der Gastarbeiter*innen-Generation vom Narrativ geprägt war, dass diese Arbeitsplätze „klauen“ würden, ist der aktuelle antimuslimische Rassismus von anderen Narrativen geprägt. Der Politikwissenschaftler Ozan Zakariya Keskinkılıç schreibt, Menschen muslimischen Glaubens „[…] werden zur Metapher gesellschaftlichen Übels gemacht – indem man ihnen etwa die Attribute sexistisch, homophob, gewalttätig, integrationsunwillig zuschreibt – und sie so aus dem nationalen ‚Wir‘ herausdekliniert. Die ‚Anderen‘ werden herabgestuft und ‚wir‘ werden überhöht.“
Anlässlich der Pegida-Demonstrationen erklärte der Islamwissenschaftler Farid Hafez einen ähnlichen Effekt: Warum antimuslimischer Rassismus vor allem dort auftaucht, wo wenig muslimische Menschen leben.
Am Wandel der rassistischen Zuschreibungen, vor allem aber an der Verbreitung dieser Narrative, hat ein Beststeller von 2010 einen großen Anteil: Der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin publiziert sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ und wird von zahlreichen Medien in Deutschland hofiert. Das Buch zeigt dabei, wie moderner Rassismus funktioniert und sich einen pseudowissenschaftlichen Anstrich verpasst: Sozialdaten wie Bildungserfolge oder Einkommen werden mit abwertenden Klischees über angebliche kulturelle Eigenschaften von muslimischen Menschen verknüpft und das geschaffene Negativbild als quasi-vererbbare Eigenschaften dargestellt.
Antimuslimischer Rassismus führte in der Geschichte der Bundesrepublik immer wieder zu Gewalt und auch zu Morden. Der Täter des Anschlags in Hanau war beispielsweise von tiefem Hass auf muslimische Menschen angetrieben. Ein weiteres dramatisches Beispiel: Am 1. Juli 2009 wurde die ägyptische Handballnationalspielerin und Pharmazeutin Marwa El-Sherbini in einem Dresdner Gerichtssaal mit mehreren Messerstichen getötet. El-Sherbini sagte vor Gericht als Zeugin gegen den späteren Täter aus, weil dieser sie zuvor rassistisch beleidigt hatte.
Antimuslimischer Rassismus äußert sich auch strukturell. Beispielsweise gibt es in Deutschland immer wieder Gerichtsurteile, die das religiöse Symbol des Kopftuchs als politisches Symbol werten und deshalb das Tragen von Kopftüchern für Berufsgruppen im Öffentlichen Dienst verbieten. Studien zeigen auch, dass muslimische Schüler*innen häufig benachteiligt werden und Menschen muslimischen Glaubens bei der Arbeitsplatzsuche diskriminiert werden.
Wir haben mit Nava Zarabian von der Bildungsstätte Anne Frank über antimuslimischen Rassismus gesprochen:
Das Foto zeigt einen Gastarbeiter in seinem Frankfurter Zimmer im Jahr 1973. Gegen den Rassismus, dem Gastarbeiter*innen in den Betrieben ausgesetzt waren, gründete sich der gewerkschaftliche Kumpelverein „Gelbe Hand“ und initiierte die erfolgreiche Kampagne „Mach meinen Kumpel nicht an.“ Auf die „Sarrazin-Debatte“ antworteten bekannte Autor*innen mit dem Buch „Deutschland erfindet sich neu“.
Rassismus gegenüber Menschen, die aus Asien stammen oder als asiatisch wahrgenommen werden, wird häufig unterschätzt. Das liegt daran, dass einige der rassistischen Klischees und Zuschreibungen vermeintlich positiv sind.
Tatsächlich sind in Deutschland jedoch mehrere Menschen aufgrund von antiasiatischem Rassismus ermordet worden. Das Projekt „Rice and Shine“ hat sich in einer Podcastfolge mit dem tödlichen Brandanschlag in Hamburg 1980 auf Nguyễn Ngọc Châu (22) und Đỗ Anh Lân (18) auseinandergesetzt:
Auch die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992 richteten sich gegen Menschen asiatischer Herkunft. Die zunächst antiziganistischen Ausschreitungen gegen ein Flüchtlingsheim mit Asylbewerber*innen aus Polen und Rumänien, weiteten sich damals auf ein benachbartes Wohnheim für Vertragsarbeiter*innen aus Vietnam aus. Die ehemaligen Vertragsarbeiter*innen der DDR wurden dabei über Tage von einem Mob belagert und angegriffen. Rassismus gab es laut Staatsdoktrin in der DDR nicht. Tatsächlich kam es jedoch zu rassistischen Angriffen in der DDR und ausländische Vertragsarbeiter*innen wurden systematisch diskriminiert. Vertragsarbeiterinnen, die während ihres Aufenthalts in der DDR schwanger wurden, wurden beispielsweise abgeschoben.
Ein Bericht des Deutschlandfunks zu den rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen
Während der Corona-Pandemie verstärkte sich antiasiatischer Rassismus. Weil der Virus ursprünglich in China entdeckt wurde, kam es zu Anfeindungen gegenüber Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden. Verstärkt wurde dieser Effekt auch durch die Politik. Beispielsweise machte der ehemalige US-Präsident Donald Trump immer wieder Aussagen, die asiatische Menschen als Verursacher des Virus darstellten.
Das Projekt „Ich bin kein Virus“ macht Fälle von Rassismus in Zeiten von Corona sichtbar:
Vor dem Landgericht Halle begann am 10. Januar 2019 der Prozess gegen Carsten M. aus Linsengericht (Main-Kinzig-Kreis) und Martina H. aus Ober-Ramstadt (Darmstadt-Dieburg) wegen schwerer Körperverletzung. Beide sind Mitglieder der gewaltbereiten rechten „Kameradschaft Aryans”. Sie sollen am Rande einer Neonazi-Demonstration am 1. Mai 2017 in Halle an einem Angriff auf Gegendemonstrantinnen und Passantinnen beteiligt gewesen sein. Bei dem Prozess stellte sich heraus, dass Martina H. per WhatsApp einen Polizisten aus Osthessen um die Weitergabe von Daten aus dem Melderegister bat. Dieser kam der Bitte offenbar nach. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat Anklage gegen den Polizisten erhoben wegen Verdachts auf Geheimnisverrat. Am 8. Februar 2019 wurde das Urteil verkündet. Carsten M. wurde zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt, Martina H. aus Ober-Ramstadt zu einem Jahr und zwei Wochen auf Bewährung. Der Polizist wurde am 21. März 2019 vom Amtsgericht Dieburg wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses in zwei Fällen zu einer Geldstrafe verurteilt.
Die „Kameradschaft Aryans“ ist eine Neonazi-Kameradschaft mit Mitgliedern aus Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Bekannt wurde sie vor allem durch einen sehr gewalttätigen Überfall 2017 am Rande einer Demonstration von „Die Rechte“ in Halle. Der Kameradschaft gehören unter anderem Neonazis aus dem Main-Kinzig-Kreis, aus Offenbach sowie aus der Umgegend von Mainz und Aschaffenburg an. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen die Kameradschaft.
27.01.2019 Schlüchtern
Am 27. Januar 2019, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, haben zwei Polizisten aus Schlüchtern (Main- Kinzig-Kreis) die Flaggen an ihrer Polizeiwache verkehrt herum gehisst. In der rechten Reichsbürger_innen-Bewegung werde laut Expert_innen die auf dem Kopf stehende Flagge häufig verwendet.
09.02.2019 Nieder-Ramstadt
Die Polizei verhinderte am 9. Februar 2019 ein Konzert eines rechten Liedermachers in einer Waldhütte bei Nieder-Ramstadt (Darmstadt-Dieburg). CDs mit indizierten Liedern, zwei Messer und Aufkleber wurden beschlagnahmt. 32 Personen waren bei dem Konzert anwesend.
11.02.2019 Hanau
Die NPD führte eine sogenannte „Schutzzonen“-Aktion in Hanau durch. Seit Ende 2018 organisierte die NPD immer wieder Aktionen im Rahmen ihrer „Schutzzonen“-Kampagne. Dabei kleideten sich mehrere Anhänger*innen mit roten Warnwesten und liefen durch verschiedene Städte. Das Ganze wurde als eine Art Bürgerwehr inszeniert. Tatsächlich scheint die Kampagne hauptsächlich darauf abzuzielen, die parteieigenen Social-Media-Kanäle zu bespielen. In Südhessen führte die NPD immer wieder Schutzzonen-Aktionen in Hanau und Offenbach durch, vor allem im Vorfeld der Europawahl 2019
01.03.2019 Heusenstamm
Anklage wegen Volksverhetzung gegen AfD-Poltiker Carsten Härle aus Heusenstamm. Unabhängig von der Anzeige fällt Härle in sozialen Netzwerken immer wieder mit extrem rechten Inhalten auf
11.04.2019 Michelstadt
Synagoge in Michelstadt (Odenwaldkreis) wird mit Nazi-Symbolen beschmiert.
12.04.2019 Hofheim
Das Bündnis „Main-Taunus – Deine Stimme gegen Rechts” untersagte als Veranstalter einer Informationsveranstaltung über die „Identitäre Bewegung” mit einer österreichischen Expertin am 12. April 2019 in Hofheim (Main-Taunus-Kreis) drei Personen den Zutritt, da sie der „Identitären Bewegung“ zugeordnet wurden. Nach der Veranstaltung wurde festgestellt, dass im Umfeld auf Wänden und Autos zahlreiche Sticker der „Identitären Bewegung“ angebracht worden waren.
24.04.2019 Hanau
Am 24. April 2019 ging eine Bombendrohung beim Amtsgericht Hanau ein. Das Gericht wurde evakuiert, allerdings wurden keine verdächtigen Gegenstände gefunden. Eine Serie von extrem rechten Mails mit Bombendrohungen ging Anfang 2019 bundesweit an öffentliche Einrichtungen und Privatleute.
16.05.2019 Wächtersbach
Eine 68-Jährige AfD-Wahlhelferin verteilte am 16. Mai 2019 in Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis) in einer Wohnstraße Wahlinformationen für die AfD zur Europawahl. Als sie diese auch in den Briefkasten eines 41-Jährigen warf, holte der sie wieder heraus und lief der Frau hinterher, um ihr den Flyer zurückzugeben. Es kam zu einem Wortgefecht, in dessen Verlauf die AfD-Wahlhelferin den Mann als „Scheiß-Türken“, „Terroristen“ und „Sozial-Schmarotzer“ beleidigte. Die 68-Jährige wurde vor dem Amtsgericht Gelnhausen zu einer Geldstrafe von 480 Euro wegen Beleidigung verurteilt. Einem Zeugen, der über den Vorfall vor Gericht ausgesagt hat,soll die 68-Jährige im Vorfeld des Prozesses gedroht haben.
31.05.2019 – 01.06.2019 Bad Schwalbach
Rechte Schmierereien an Geflüchtetenunterkunft in Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus-Kreis).
26.06.2019 Langen
Ein 48-Jähriger rief am Bahnhofsvorplatz in Langen (Landkreis Offenbach) rassistische Sprüche und beleidigte eine Passantin rassistisch.
14.07.2019 Hofheim
Die Kampagne „Schwarze Kreuze“ veröffentlichte am 14. Juli 2019 auf ihrem Blog einen Beitrag, der ein Foto mit einem schwarzen Kreuz zeigt, welches an einem Straßenschild der B 519 angebracht wurde. Betitelt ist der Beitrag mit „Frankfurt“. Tatsächlich deuten die Ortsnamen auf dem Schild jedoch darauf hin, dass die Aktion in Hofheim (Main-Taunus-Kreis) stattfand. Die Kampagne wird seit einigen Jahren von Anhänger_innen der rechten Szene durchgeführt. Sie thematisiert angebliche Gewaltverbrechen von Migrant_innen und nutzt dazu unter anderem den rassistischen Slogan „Migration tötet“. Auf dem angebrachten Kreuz in Hofheim stand die Parole „Volkstod stoppen“.
22.07.2019 Wächtersbach
Am 22. Juli 2019 versuchte der 55-Jährige Roland K. in Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis) den 26-jährigen Eritreer Bilal M. zu erschießen. Das Opfer wurde durch einen Bauchschuss lebensgefährlich verletzt. Das Tatmotiv war Rassismus. Der Täter beging später Suizid.
24.08.2019 Hanau
Zwei Männer im Alter von 27 und 28 Jahren sollen am 24. August 2019 in Hanau zwei andere Männer zunächst rassistisch beleidigt und anschließend eine Schreckschusswaffe vorgezeigt und die Männer mit einem Holzstock geschlagen haben.
29.08.2019 Mühlheim
Laut einem Bericht der „Hessenschau“ ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen einen Polizisten aus Mühlheim, der dort Dienstgruppenleiter ist. Er soll in einer polizeiinternen Chatgruppe Bilder mit rechtsextremen Inhalten verschickt haben
August-Oktober 2019 Seligenstadt
Die Gruppe „Seligenstadt ist bunt genug“ hielt zwischen Ende August und Anfang Oktober 2019 regelmäßig Kundgebungen auf dem Seligenstädter Marktplatz ab, die sich gegen die dort zeitgleich stattfindende Mahnwachen der Initiative „Seebrücke“ richteten. Zu Hochzeiten schlossen sich rund 90 Personen der rechten Kundgebung an
06.09.2019 Kreis Darmstadt-Dieburg
Zwei ehemalige Kreisvorstände des AfD-Kreisverbandes Darmstadt- Dieburg erheben schwere Vorwürfe gegen den Kreisvorsitzenden Sascha L. Dieser habe unter anderem eine Chatgruppe moderiert, in der mehrmals geschichtsrevisionistische und rassistische Äußerungen getätigt wurden. L. bestreitet dies.
04.09.2019-05.09.2019 Taunusstein
Am 5. September 2019 wurde ein 54-jähriger Mann festgenommen. Er hatte aus einem Auto heraus mit einer Zwille auf Passant*innen geschossen, die er nach rassistischen Kriterien auswählte. In der Nacht zum 4. September 2019 soll er einen 25-jährigen Syrer mit einer Metallkugel am Kopf verletzt haben. Am 5. September gegen 12:30 Uhr beobachtete eine Zeugin, wie ein Mann aus einem Auto heraus mit einer Schleuder auf zwei Frauen geschossen habe. Beide Taten fanden am Busbahnhof Taunusstein-Hahn (Rheingau-Taunus-Kreis) statt.
25.10.2019/26.10.2019 Offenbach
Die rechtspopulistische Gruppierung „Bürgerbewegung Pax Europa“ hielt am 25. Oktober 2019 auf dem Offenbacher Aliceplatz und am 26. Oktober auf dem Frankfurter Rathenauplatz jeweils von 12 bis 19 Uhr eine Kundgebung zum „politischen Islam“ ab. Hauptredner war der rechtspopulistische Aktivist Michael Stürzenberger. In Offenbach waren schätzungsweise 50 Personen bei der Kundgebung anwesend, die meisten davon Gegendemonstrant_innen. Bei der Kundgebung in Frankfurt waren eine Handvoll Unterstützer_innen und gut drei Dutzend Gegendemonstrant*innen präsent.
30.10.2019 Langen
Am 30. Oktober 2019 wurde ein 52-Jähriger vom Amtsgericht Langen zu einer Strafe von 8.400 Euro verurteilt. Er war angeklagt, weil er in Reichsbürger*innen-Manier einer Gerichtsvollzieherin gedroht hatte. In einem Schreiben an die Gerichtsvollzieherin hatte er die Rechtmäßigkeit des Verfahrens und die Zuständigkeit der Vollzugsbeamtin infrage gestellt. Er forderte die Vorlage einer „Gründungsurkunde des Landes Hessen“ ein und kündigte der Gerichtsvollzieherin an, sie privat auf eine Strafzahlung in Höhe von 500.000 Euro verklagen zu wollen
19.11.2019 Heppenheim
Nazi-Symbole und ein Davidstern auf die Trauerhalle des Wald-Erlenbacher Friedhofs in Heppenheim (Kreis Bergstraße) gesprüht.
31.12.2019 Darmstadt
Ein 24-Jähriger aus Biebergemünd gerät zunächst kurz vor Mitternacht mit mehreren Passant*innen vor einer Gaststätte in Darmstadt in Streit. Anschließend, berichtet die Polizei, habe er eine Schreckschusswaffe gezogen und mit dieser einem 23 Jahre alten Darmstädter unvermittelt auf den Kopf geschlagen. Er soll dabei auch den Hitlergruß gezeigt haben.
20.01.2020-21.01.2020 Seligenstadt
Hakenkreuz im Eingangsbereich einer Grundschule in Seligenstadt (Landkreis Offenbach) gesprüht.
22.01.2020 Viernheim
Am 22. Januar 2020 wurde ein 68-jähriger Mann aus Viernheim (Kreis Bergstraße) festgenommen. Er hatte über mehrere Monate hinweg islamfeindliche Parolen auf leere Katzenfutterdosen geschrieben und diese im öffentlichen Raum platziert
14.02.2020 Offenbach
Der Bundeswehroffizier Franco A. wurde beim Neujahrsempfang der Offenbacher Grünen unter den rund 300 Anwesenden im Ledermuseum gesehen. A. wird in diesem Jahr wegen des Verdachts auf Vorbereitung eines rechten Terroranschlags am Oberlandesgericht Frankfurt der Prozess gemacht.
19.02.2020 Hanau
Bei einem rechtsterroristischen Anschlag in Hanau wurden zehn Menschen ermordet. Tobias R. erschoss neun Menschen vor und in einer Shisha-Bar in der Hanauer Innenstadt und einem Kiosk im Stadtteil Kesselstadt. Anschließend erschoss der Täter in seiner Wohnung seine Mutter und sich selbst. Die Opfer an den ersten beiden Tatorten wurden von R. nach rassistischen Kriterien ausgesucht.
08.03.2020 Obertshausen
Unter dem Motto „Quo Vadis AfD” fand ein Treffen von etwa 50 AfD-Politiker_innen in Obertshausen (Landkreis Offenbach) statt. Insbesondere Personen, die wegen rechtsextremer Ansichten ihrer Ämter enthoben oder aus der Partei ausgeschlossen wurden oder werden sollen, nahmen an dem Treffen teil. Unter den Anwesenden waren die ehemalige AfD-Vorsitzende in Schleswig-Holstein Doris von Sayn-Wittgenstein, der ehemalige AfD-Vorsitzende in Sachsen-Anhalt André Poggenburg sowie die baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Räpple und Wolfgang Gedeon. Anwesend waren außerdem der Heusenstammer Carsten Härle und die ehemalige Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Dachau/Fürstenfeldbruck, Linda Amon. Die hessische AfD hatte ihren Mitgliedern und Fördernden in einem Rundschreiben am 6. März 2020 von einer Teilnahme an dem Treffen abgeraten. Das Treffen fand in einem indischen Restaurant auf dem Gelände des „TV 1873 Hausen” statt. Der Pächter und der Verein wurden nach Aussage ihres Vorsitzenden über den Zweck der Veranstaltung getäuscht und fühlten sich von den Veranstalter_innen „hinterlistig überrumpelt“.
11.03.2020 Landkreis Offenbach
Behörde verbietet mutmaßlichem Reichsbürger aus dem Landkreis Offenbach den Waffenbesitz.
10.04.2020-11.04.2020 Hanau
In der Nacht vom 10. auf den 11. April 2020 wurden die Scheiben der „Arena Bar & Café“ durch Unbekannte mit Pflastersteinen zerstört. Das Lokal war der zweite Tatort des Terroranschlags vom 19. Februar in Hanau.
11.03.2020 Landkreis Offenbach
Behörde verbietet mutmaßlichem Reichsbürger aus dem Landkreis Offenbach den Waffenbesitz.
08.05.2020 Heusenstamm
Der Heusenstammer AfD-Politiker Carsten Härle verbreitete auf seiner Facebookseite rund um den 8. Mai herum geschichtsrevisionistische und rechtsextreme Inhalte. In einem längeren Text, den Härle zitiert, ist unter anderem von einem „Schuldkult“ die Rede. Außerdem wird in dem Text behauptet, Deutschland habe mit Kriegsende seine „geistige Auslese“ verloren.
17.05.2020 Mühlheim
Ein_e Unbekannte_r hat am 17. Mai in der Dammstraße in Mühlheim (Landkreis Offenbach) ein Hakenkreuz in den Lack eines in Höhe der Hausnummer 12 geparkten braunen Dacia geritzt.
20.05.2020 Offenbach
Am 20. Mai wurden im Offenbacher Westend, zwischen den S-Bahn- Stationen Ledermuseum und Marktplatz, Sticker der NPD gesichtet wurden.
25.06.2020 Offenbach
Am 25. Juni wurde im Offenbacher Stadtteil Nordend eine Frau von einem Mann angespuckt und beleidigt. Die Frau ging mit ihrem Hund spazieren, als sie von einem vorbeilaufenden Mann angespuckt und als „rumänische Schlampe“ bezeichnet wurde. Sie reagierte empört, woraufhin der Mann in einen lauten und anhaltenden antiziganistischen Monolog verfallen sei.
08.07.2020 Rodgau
Am 8. Juli stellte der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union Rodgau Sascha Völkel einen Beitrag mit rechtsradikalen und geschichtsrevisionistischen Inhalten auf Facebook. In dem Post hieß es: „Die, die fordern, dass wir knien oder Stiefel küssen sollen, anstatt stolz und aufrecht zu stehen, sind unversöhnlich in ihrem Hass gegen uns. Niemals dürfen wir vor denen kapitulieren. Weder vor den Rassisten von Black lives matter, noch vor offenen Kommunisten oder vor von Selbsthass zerfressenen Linken und Öko-Faschisten.“ Darunter setzte er die rechten Szene-Hashtags #whitelivesmatter und #neverapologize. Dazu teilte er ein Bild, das die Black-Lives-Matter-Bewegung mit dem Naziregime verglich. Der Vorstand der Jungen Union Rodgau forderte daraufhin Völkels sofortigen Rücktritt.
10.07.2020-12.07.2020 Obertshausen
Laut Polizeimeldung wurde zwischen dem 10. und 12. Juli in Obertshausen (Landkreis Offenbach) ein handgeschriebener Zettel mit rassistischen, islamfeindlichen und antisemitischen Äußerungen auf einem Schaukasten des Ausländerbeirats der Stadt Obertshausen angebracht.
31.07.2020-03.08.2020 Dietzenbach
Zwischen dem 31. Juli und 3. August ritzten Unbekannte in der Lehrstraße in Dietzenbach (Landkreis Offenbach) ein etwa 12 x 12 Zentimetergroßes Hakenkreuz in einen Ford Transit. Der rote Kleinbus war auf dem Seitenstreifen vor den Hausnummern 16-18, in Höhe des Bildungszentrums, abgestellt.
05.08.2020-06.08.2020 Mainhausen
In der Nacht vom 5. auf den 6. August wurde in der Seestraße in Mainhausen von Unbekannten ein Hakenkreuz in die Motorhaube eines Pkws gekratzt.
23.08.2020-24.08.2020 Nidderau
In der Nacht vom 23. auf den 24. August wurde ein Haus im Nidderwiesenweg in Nidderau (Main-Kinzig-Kreis) mit Hakenkreuzen und rechten Parolen besprüht. Der Spruch „Polen rauss“ – geschrieben mit „SS-Runen“ – und Hakenkreuze wurden mit schwarzer Sprühfarbe auf den Zaun und die Garage geschmiert. Laut Besitzerin des Grundstücks war drei Wochen zuvor ein Baum auf dem Grundstück angesägt worden. Dieser musste später gefällt werden, da die Gefahr bestand, dass er umfällt und Menschen verletzt. Mutmaßlich richten sich die Taten gegen zwei polnische Familien, die Wohnung auf dem Grundstück gemietet haben.
18.10.2020 Langen
Am 18. Oktober wurde in der Frankfurter Straße in Langen (Landkreis Offenbach) in Höhe der 30er Hausnummern ein Klappmesser gefunden, bei welchem auf der Klinge ein rotes Hakenkreuz aufgebracht war. Zudem befand sich am Griff des Messers eine Plakette mit einem ebensolchen Kreuz. Bislang ist unklar, wie das Messer dort hinkam.
14.11.2020 Heusenstamm
Am 14. November besprühten zwei unbekannte Täter Hakenkreuze auf das Schulgebäude in der Leibnizstraße in Heusenstamm (Landkreis Offenbach). Sie sprühten Hakenkreuze in roter, schwarzer und weißer Farbe sowie rechte Sprüche.
15.12.2020 Hainburg
Am 15. Dezember beleidigte ein 45 Jahre alter Mann in einem Bus in Hainburg (Landkreis Offenbach) eine Kopftuch tragende Frau rassistisch. Auf sein Verhalten angesprochen, soll der Täter Pfefferspray in Richtung des Busfahrers gesprüht und ihn leicht verletzt haben. Andere Fahrgäste soll der Mann außerdem mit einem Messer bedroht haben, das er bei sich trug. Die Polizei nahm den 45-Jährigen vorläufig fest.
01.01.2021 Offenbach
Am 1. Januar wurde in der Offenbacher Innenstadt ein Rabbiner von einem 46 Jahre alten Mann antisemitisch beleidigt. Der Verdächtige wurde von der Polizei vorläufig festgenommen und erhielt eine Anzeige wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
23.02.2021 Dreieich
Am 23. Februar wurden an einem Wartehäuschen am Bahnhof in der Waldstraße in Dreieichenhain (Landkreis Offenbach) zwei in silberner Farbe gesprühte Hakenkreuze entdeckt
10.03.2021 Seligenstadt
Am 10. März fand ein SPD-Kandidat für die Kommunalwahl in Seligenstadt am Briefkasten seiner Privatadresse Aufkleber und Flyer der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN) und des neurechten Netzwerks „Ein Prozent“ vor. Der SPD-Kandidat wurde nicht zum ersten Mal von der rechten Szene im Ort behelligt. Seit seinem Engagement für die örtliche „Seebrücke“ steht das SPD-Mitglied im Fokus der extremen Rechten vor Ort.
15.05.2021-17.05.2021 Heusenstamm
Der jüdische Friedhof in Heusenstamm wurde zwischen dem 15. und dem 17. Mai von Unbekannten geschändet. Hakenkreuze, das von den Nationalsozialisten eingeführte Symbol „Judenstern“, übelste Beschimpfungen und Genitalsymbole wurden mit roter und weißer Farbe auf zwölf Grabsteine gesprüht.
24.06.2021 Seligenstadt
Am 24. Juni veröffentlichte die „Zeit“ eine lange Reportage über den Politikberater Tom R. der über Geldgeschäfte und Intrigen großen Einfluss auf die AfD-Bundestagsfraktion ausüben soll. Der mittlerweile in Österreich lebenden R. stammt ursprünglich aus Seligenstadt und war dort für die CDU und später die FDP in der Kommunalpolitik tätig. Zu seinem Firmengeflecht gehörte auch die „Hessen-Depesche“, ein rechtspopulistisches Online-Medium, das über Politik in Hessen berichtet. R. soll auch gute Kontakte in die CDU, FDP und die NPD unterhalten.
24.06.2021 Dreieich
Unbekannte sprühten zwischen dem 25. und 29. Juni in der Poststraße in Dreieich-Sprendlingen zwei Hakenkreuze an die Wand des Kindergartens der Kirchengemeinde.
Ob Kinderbücher oder Faschingskostüm: Rassistische Praktiken zeigen sich oft in scheinbar harmlosen Dingen und Situationen. Nämlich dann, wenn Menschen als „fremd“ dargestellt werden. Dabei werden oft Stereotype und Klischees eingesetzt, die auf den ersten Blick vermitteln sollen, hier ist jemand „anders“ als „wir“. Das perfide daran: Häufig haben die dabei eingesetzten Bilder nichts mit der Realität zu tun – sie zeigen lediglich ein Gegenbild zu dem, wie man die eigene Gruppe sieht. Besonders häufig drückt sich das beispielsweise im Gegensatzpaar „zivilisiert“ und „wild“ aus. Ja, es gibt indigene Stämme in den USA, die Federschmuck tragen. Wer sich zu Karneval allerdings als „Indianer“ verkleidet, beschäftigt sich in aller Regel nicht mit der Bedeutung dieser Kleidung innerhalb der jeweiligen Kultur, sondern will in der närrischen Zeit „wild“ spielen, weil man sich an normalen Tagen für „zivilisiert“ hält.
Diese Praktik bezeichnet man auch als „Othering“. Der Youtube-Kanal vom Rosamag erklärt, was dahintersteckt.
Ein Zeit-Interview mit der Kulturwissenschaftlerin Noa K. Ha über Karnevalskostüme und Rassismus: „Kostüme sind nicht unschuldig“
Ein Seminar zu Koloniallinguistik an der TU Dresden setzt sich mit dem Tim und Struppi-Comic auseinander.
Sichtbarkeit
Gangster, Flüchtling oder von Armut betroffen: POC-Schauspieler*innen bekommen häufig nur Rollen, wenn Klischees zu besetzen sind. Der Dokumentarfilm „Kino Kanak“ beleuchtet die Situation
Dieses Gruppenbild von Aktivistinnen der „Friday for Future“-Bewegung wurde von einer großen Presseagentur bearbeitet. Die Agentur schnitt Vanessa Akate aus dem Bild raus. Dadurch wurde die Aktivistin aus Uganda in vielen Presseberichten nicht abgebildet.
Lädt man auf der Plattform Twitter ein Bild hoch, auf dem zwei Personen zu sehen sind – eine hellhäutig und eine dunkelhäutig – dann erscheint in der Bildvorschau die hellhäutige Person. Rassismus macht People of Color weniger sichtbar.
Wer sichtbar wird, bekommt Hass.
Hassbotschaften im Netz treffen vor allem Frauen. Besonders dann, wenn Sie als Menschen mit Migrationserfahrung wahrgenommen werden und sich öffentlich zu politischen Themen äußern.
Schau hier in die Studie „Toxic Twitter“ von Amnesty International über Hassbotschaften gegen Frauen auf Twitter rein.
Wir haben mit Nava Zarabian von der Bildungsstätte Anne Frank über Hass im Netz gesprochen.
Zugehörigkeit
Wer gehört dazu und wer nicht? Menschen mit Migrationserfahrung und Menschen mit familiären Wurzeln in anderen Ländern machen immer wieder Erfahrungen von Ausgrenzung. Anerkennung und Zugehörigkeit erfahren viele nur dann, wenn sie besonders herausragende Leistungen vollbringen. Das zeigte exemplarisch die Debatte um den Rücktritt vom Gelsenkirchener Mesut Özil aus der Fußballnationalmannschaft. In der Folge sammelten sich viele Menschen unter dem Hashtag #MeTwo und berichteten von ihren eigenen Ausgrenzungserfahrungen. Ein Video der Initiative DeutschPlus blickt auf die Debatte und den Hashtag zurück:
Wohnungsmarkt
Statistisch betrachtet, leben Menschen mit Migrationserfahrung in Deutschland in kleineren Wohnungen und bezahlen mehr Miete als Menschen, die hier geboren wurden.
Laut einer Befragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erlebten 15 % der Befragten rassistische Diskriminierung bei der Wohnungssuche. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund lag der Anteil derer, die rassistische Diskriminierung erlebten bei 35 %.
Rassismus ist auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland ein ernsthaftes Problem. Vor allem viele private Vermieter*innen bevorzugen bei der Vergabe ihrer Wohnungen Menschen mit „deutsch“ klingenden Namen. Wer einen Namen hat, der nach einer anderen Herkunft klingt, oder beim Telefonat mit Akzent spricht, wird oft gar nicht erst zum Besichtigungstermin eingeladen. People of Color, die perfekt deutsch sprechen und einen „deutsch“ klingenden Nachnamen haben, bekommen zwar Besichtigungstermine, erleben vor Ort jedoch häufig abwertende Reaktionen und selten den Abschluss eines Mietvertrags. Nicht nur private Vermieter*innen diskriminieren auf diese Art und Weise. 2021 stellte sich beispielsweise heraus, dass eine kommunal finanzierte Wohnungsbaugesellschaft in Bremen systematisch People of Color und Menschen anderer Herkunft diskriminierte.
Wir haben mit der Antidiskriminierungsberatung „ADiBe“ über Rassismus auf dem Wohnungsmarkt gesprochen:
Broschüren der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zum Thema Rassismus auf dem Wohnungsmarkt:
Nothing to declare – Nichts zu erklären. Viele Menschen in Deutschland müssen häufig sehr viel erklären: Wo kommst du her? Was ist das für ein Nachname? Woher kommen deine Vorfahren? Solche Fragen können auch dann nerven, wenn sie „gut gemeint“ sind. Sie zeigen den Befragten, dass sie als nicht zugehörig und anders wahrgenommen werden.
Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim erklärt auf ihrem Youtube-Kanal, warum die Frage „Woher kommst du“ rassistisch sein kann.
Der Autor und Moderator Sami Omar erzählt, weshalb er auf der Bühne nicht mehr mit der Erwartungshaltung seines Publikums über sein Herkunftsland spielt.
Rassismus und Bewegungsfreiheit
Mal eben in den Urlaub fliegen, wohin Du willst? Ein Privileg, dass nicht jede*r hat, sondern stark abhängt vom Pass, den man besitzt.
Die Webseite Passportindex vergleicht, wie weit man mit welchem Pass kommt.
Mal eben in den Zug steigen und in eine andere Stadt fahren? Für viele Asylbewerber*innen ist das nicht möglich. Für sie gilt die sogenannte „Residenzpflicht“ und sie dürfen sich nur innerhalb des Landkreises der zuständigen Ausländerbehörde bewegen.
Rassismus im Bildungsbereich
Schüler*innen werden im Bildungsbereich auf verschiedene Arten diskriminiert und ungleich behandelt. Die finanziellen Möglichkeiten der Eltern haben in Deutschland großen Einfluss auf den Bildungserfolg von Kindern, beispielsweise beim Thema Nachhilfe.
Rassismus zeigt sich im Schulsystem auf verschiedenen Ebenen. Da sind Bemerkungen, vermeintliche „Witze“ von Lehrer*innen oder Mitschüler*innen, die jungen Menschen das Gefühl vermitteln anders zu sein und nicht dazuzugehören. Dieses Gefühl kann auch dadurch entstehen, wenn es Lehrer*innen nicht gelingt, die Aussprache der Namen ihrer Schüler*innen zu lernen.
Die frühe Selektion im deutschen Bildungssystem wirkt sich vor allem für Schüler*innen, die Deutsch als Zweitsprache lernen, negativ aus. Oft werden die Talente der Schüler*innen wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht wahrgenommen und keine Empfehlung für höhere Schulformen ausgesprochen, obwohl die Kinder in der Lage wären, dort zu bestehen.
Auch in Schulbüchern zeigt sich immer wieder Rassismus. Selbst in mathematischen Fächern kommt dies vor, beispielsweise wenn in Textaufgaben Klischees reproduziert werden.
Die Initiative „DeutschPlus“ hat Stimmen von Betroffenen über Rassismus an Schulen gesammelt.
Fachvortrag des Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Karim Fereidooni über Rassismus in Schule und Gesellschaft.
Sind Noten neutral? Im Rahmen einer Studie wurden mehreren hundert Lehrer*innen zwei Diktate zur Bewertung vorgelegt. Obwohl in den Diktaten die gleiche Anzahl an Fehlern zu finden war, wurde eine Arbeit schlechter benotet als die andere. Die Forscher*innen führen dies auf das einzige Unterscheidungsmerkmal zurück: Das besser benotete Diktat stammte von einem fiktiven Schüler namens „Max“, das schlechter bewertete von einem Schüler namens „Murat“. Die strukturelle Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund besteht nicht nur im Deutschunterricht, sondern zeigt sich Studien zufolge auch in Fächern wie Mathematik.
Rassismus & Ausgrenzung im Freizeitbereich
„Auszeit“ vom Rassismus?
Rassismus und Ausgrenzung finden auch in der Freizeit statt.
Immer wieder kommt es zu Vorfällen, bei denen Menschen aufgrund ihres Aussehens, insbesondere ihrer Hautfarbe, nicht in Clubs gelassen werden.
Vor wenigen Jahren sollte ein muslimischer Schützenkönig seinen Titel abgeben, weil dieser nur christlichen Menschen vorbehalten sei und eine junge Frau, die sich als Nürnberger Christkindl bewarb, wurde aufgrund ihrer Hautfarbe angefeindet.
Auch beim Online-Dating erleben People of Color immer wieder rassistische Situationen, bekommen beispielsweise rassistische Botschaften oder werden in Dates mit Klischeevorstellungen konfrontiert.
Wir haben mit der Antidiskriminierungsberatung „AdiBe“ über Rassismus im Freizeitbereich gesprochen.
Rassismus in den Sicherheitsbehörden
Viele Menschen mit Migrationserfahrung oder People of Color erleben die Polizei nicht als Freund und Helfer, weil sie schlechte Erfahrungen mit Polizist*innen gemacht haben. Besonders häufig kommt es dabei zu sogenanntem „Racial Profiling“: So nennt man Polizeikontrollen, bei denen ohne konkreten Anlass Menschen nach ihrem Ausweis gefragt werden oder Taschen durchsucht werden und von diesen Maßnahmen überwiegend People of Color betroffen sind. Für die Betroffenen sind die häufigen Kontrollen lästig und demütigend, gleichzeitig erzeugen die Maßnahmen bei Passant*innen den Eindruck, dass sie sich gegen Kriminelle richteten und nicht ohne Anlass geschehen.
Auf dem Youtube-Kanal YeboahsVLOGS wird über einen Fall von Racial Profiling berichtet:
Mit dem Thema Rassismus bei der Polizei beschäftigte sich auch eine StreitBar-Diskussion der Bildungsstätte Anne Frank:
Viele People of Color, die in Haft geraten, erleben bei den Sicherheitsbehörden rassistische Aussagen oder rassistisches Verhalten. Das bekannteste Beispiel dafür in Deutschland ist der Fall Oury Jalloh. Oury Jalloh verbrannte in einer Dessauer Polizeizelle, laut der Polizei soll er seine Matratze mit einem Feuerzeug angezündet haben, obwohl er zum Zeitpunkt des Brandausbruchs mit Handschellen gefesselt war. Angehörige von Oury Jalloh und verschiedene Expert*innen gehen davon aus, dass Oury Jalloh ermordet wurde.
Ein Bericht des ARD-Magazins Monitor über den Fall Oury Jalloh:
Am 1. Juni 2019 wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU) auf seiner Terrasse ermordet. Der Täter ist ein Rechtsradikaler mit langer Historie an Gewaltstraftaten. Er tötet Walter Lübcke, weil dieser als Regierungspräsident die Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten öffentlich verteidigte.
Anschlag in Hanau
Am 19. Februar 2020 werden in Hanau neun junge Menschen ermordet. Der Täter suchte gezielt nach Orten, an denen er Menschen mit Migrationserfahrung vermutete. Er tötete aus rassistischen Motiven.
Die HR-Dokumentation „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“ begleitete die Familien der Opfer:
Gökhan Gültekin Ferhat Unvar Sedat Gürbüz Said Nesar Hashemi Mercedes Kierpacz Hamza Kurtović Vili Viorel Păun Fatih Saraçoğlu Kaloyan Velkov
Dietzenbach gedenkt Sedat Gürbüz:
„Sedat Gürbüz wurde am 16.05.1990 in Langen geboren, er wuchs in Dietzenbach auf, wo auch seine Familie lebt. Am 19.02.2020 wurde Sedat bei dem rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Ein unschuldiger junger Mann wurde aus unserer Mitte gerissen. Wir trauern gemeinsam mit seinen Angehörigen um einen von uns. Dieses Mahnmal ist ein Zeichen gegen Rassismus und rechte Gewalt sowie für ein demokratisches, solidarisches und friedliches Zusammenleben. Es ist den Opfern des rassistischen Anschlags in Hanau vom 19. Feb. 2020 gewidmet. Ihre Namen sollen uns Mahnung sein, gemeinsam entschieden gegen Rassismus, Hass und rechte Gewalt zu kämpfen. Wir werden euch nicht vergessen.“
Die Gedenkstehle in Dietzenbach entstand als Kooperation der AG 19. Februar Dietzenbach, der Stadt Dietzenbach, der Partnerschaft für Demokratie Dietzenbach und dem Ausländerbeirat Dietzenbach
Weitere Todesopfer durch rechtsextreme und rassistische Gewalt in Hessen seit 1990:
31.01.1992 Namentlich nicht bekannte Familie ermordet in Lampertheim
Beim Brandanschlag auf eine Unterkunft für geflüchtete Menschen stirbt eine dreiköpfige Familie aus Sri Lanka. Opfer des Anschlags wird ein 13 Monate altes Baby und seine Eltern. Der Mutter war 31 Jahre alt, der Vater 29 Jahre alt. Die Tat wird vom Land Hessen nicht als rechtsextremer Mord bewertet. Die zivilgesellschaftliche Amadeu-Antonio-Stiftung führt die Familie dagegen als Opfer rechtsextremer Gewalt.
23.02.1992 Blanka Zmigrod ermordet in Frankfurt am Main
Im Februar 1992 wird die Holocaust-Überlebende Blanka Zmigrod in Frankfurt erschossen. Der Täter ist ein schwedischer Rechtsterrorist. In Schweden hatte der Täter bereits zwischen August 1991 und Januar 1992, aus rassistischen Motiven, auf elf Menschen mit Migrationsgeschichte geschossen. Dabei ermordete er den 34-jährigen Studenten Jimmy Ranijba.
Ali Bayram wird im Februar 1994 von einem Nachbarn in seiner Wohnung in Darmstadt erschossen. Der Täter hatte der Familie zuvor mit rassistischen Sprüchen gedroht. Vor Gericht wurde dennoch die rassistische Motivation des Mordes nicht anerkannt. Wegen der Indizien führt die Amadeu-Antonio-Stiftung Ali Bayram als Opfer rechtsextremer Gewalt.
06.11.1994 Piotre Kania ermordet in Rotenburg an der Fulda
„Am 6. November 1994 gerät der 18-jährige Piotr Kania am Bahnhof Rotenburg/Fulda (Hessen) in eine Auseinandersetzung mit fünf Bundeswehrrekruten. Nach Zeugenaussagen war einer der Rekruten durch Bomberjacke, Springerstiefel sowie ein T-Shirt mit der altdeutschen Aufschrift „Hools Deutschland“ als Rechter erkennbar. Kania bezeichnet ihn deshalb als „Nazischwein“ und verfolgt ihn bis zum Bahnhofsvorplatz. Dort dreht sich der 19-jährige Rekrut aus Halle/ Saale plötzlich um und rammt dem Sohn polnischer Migranten einen Stoßdolch ins Herz. Einem herbeieilenden Freund von Kania sticht der 19-Jährige in den Brustbereich. Anschließend flüchtet er gemeinsam mit den anderen Soldaten in einem Taxi in die Kaserne. Dort wird in seinem Spind rechtsextremes Propagandamaterial gefunden, zudem wird bekannt, dass gegen den 19-Jährigen wegen „schweren Landfriedensbruchs“ im Zusammenhang mit den rassistischen Krawallen in Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992 ermittelt wurde.“
Quelle: Tagesspiegel.de
17.08.2001 Doris Bott ermordet in Fulda
Der Betreiberin eines Military-Geschäfts wird im August 2001 die Kehle durchgeschnitten. Die Zeit berichtet: „In einem der Prozesse zur Tat stellt sich heraus, dass es sich für Frank R. um ein Aufnahmeritual in die Thüringer Neonaziorganisation „Deutsche Heidenfront“ handelte.“ Demnach sei der rechtsextreme Täter von einem anderen Mitglied der Gruppe gezielt zum Mord an Doris Bott aufgefordert worden.
27.03.2003 Jeremiah Duggan getötet in Wiesbaden
Jeremiah Duggan wird im März 2003 tot in Wiesbaden aufgefunden. Zunächst steht ein Suizid im Raum. Allerdings nahm der Student zuvor an einer Tagung eines Instituts teil, dass der rechtsextremen und antisemitischen LaRouche-Sekte zugerechnet wird. Inzwischen gehen verschiedene Stellen davon aus, dass es sich nicht um einen Suizid handelte, sondern die Sekte für den Tod von Duggan verantwortlich ist.
06.04.2006 Halit Yozgat ermordet in Kassel
Am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat in Kassel (Hessen) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ in seinem Internetcafé erschossen.
Der 55-jährige Charles Werabe wird im Oktober 2014 von mehreren Tätern in einer Obdachlosenunterkunft erschlagen. Während der Tat beleidigen die Täter ihr Opfer rassistisch. Die Täter waren bereits zuvor mit rassistischem Gedankengut aufgefallen.